Postitionen

Nachfolgend werden einige Positionen angeführt zu Themen, die um das Fach Kunst in Schulen kreisen.


Eine Positionierung zum zunehmenden Verzicht auf körpergebundene Vermittlungsprozesse findet sich in Oliver M. Reuter: Wer erschießt den Adler? In: Fritzsche, Marc: Kunstpädagogik nach der Pandemie. München 2023.

Auszüge:
„Es kann noch nicht entschieden werden, ob das Digitale tatsächlich ein Segen für den Menschen sein kann, wie es dereinst Prometheus‘ Beute war. Festgehalten werden kann allerdings, dass vor allen Dingen bildungspolitische Höhlenbewohner sich am Digitalen wärmen, da sie sich neben einem vielversprechenden Blick in die Zukunft wirtschaftlichen Nutzen versprechen. Dies ist insofern verständlich, als bildungspolitische Entscheidungen immer auch von ökonomischen Leitplanken flankiert sind. Zentrale Figuren institutionalisierter Bildung sind ausnahmslos unter der Bedingung finanzieller Realisierung entwickelt. Von daher ist davon auszugehen, dass beim enormen Sparpotential, das mit der Digitalisierung von Lehrprozessen einhergehen kann, schon in naher Zukunft das Investment in Lehrkräfte zu Gunsten digitalisierter Programme reduziert wird.“
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„Als Ersatz für den Körper werden schlechte Surrogate angeboten werden, die als Avatare den Menschen imitieren werden, ohne ihn in einer seiner vielfältigen Funktionen ersetzen zu können. Es wird weitgehend ohne Gegenwehr geschehen, nicht zuletzt, da den Lehrplänen gehuldigt werden will, Inhalte abgehakt werden wollen. Hat man erst einmal festgestellt, dass ein ehedem einengendes Korsett aus Vorgaben und Zeitstrukturen doch ganz bequemen Halt gewährt, werden didaktische Entscheidungen auch abseits von Sinnhaftigkeit gerne in die vorgegebenen – dann digitalen – Strukturen eingepasst. Über die Jahre erschlafft so die Muskulatur des pädagogischen Rückgrats, so dass selbst bei Einsicht in die Notwendigkeit analoger Lehre in unmittelbarer sozialer Einbettung eine Umkehr kaum mehr möglich ist. 

Als Konsequenz aus einer derartigen Perspektive ergeben sich offene Fragen, die frühzeitig in den Blick genommen werden sollt: Wie wird sich eine Kommunikation entwickeln, die nie geübt hat, körpergebundene Ausdrucksweisen in ihren Differenzierungen zu decodieren? Wie werden wir damit umgehen, wenn eigene Handlungen kaum mehr in einem sozialen Feld stattfinden, die Handlungen anderer nicht mehr zur Selbstpositionierung zur Verfügung stehen? Wie werden sich Kinder und Jugendliche entwickeln, die zunehmend ohne fundierte körperliche Resonanzen aufwachsen werden? Wie werden wir damit umgehen, dass wir weitere Teile der Gesellschaft abhängen werden, ohne Chance, jemals aus den Transitzonen der Gesellschaft in diese zurückzukehren? Wer erschießt den Adler?“


Erfahrungsverankerte Rezeption heißt eine Methode, die ästhetische Praxis mit der Rezeption von Kunstwerken verbindet. Dabei wird die Übernahme von vorgefertigten Bildlösungen verhindert, in dem die alte Reihenfolge umgekehrt wird und nun die Rezeption auf die ästhetische Praxis folgt. Wer Schülerinnen und Schülern eigenständige Bildlöseprozesse ermöglichen möchte und in der Verzahnung ästhetischer Praxis mit der Rezeption von Kunstwerken einen Sinn sieht, kommt schwerlich an der Methode der Erfahrungsverankerten Rezeption vorbei.


Das Hochschulinnovationsgesetz (HIG), das in Bayern kommen soll, wird die Hochschullandschaft nachhaltig verändern. Hier können Sie auf die Stellungnahme zugreifen, die im Publikationsorgan des Fachverbands für Kunstpädagogik (BDK) Bayern veröffentlicht ist. [hier als pdf:


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